Das grüne Auge der Eifersucht








Das grüne Auge der Eifersucht


Das  grüne  Auge  der  Eifersucht


Rolf-Peter Wille



Harmlos, in der Tat, hatte es angefangen.  Schuld war das grüne Auge der Eifersucht.  Das grüne Auge der Eifersucht war der Fußnagel von Lüly, und Bonbon, der Boyfriend von Lüly, hatte diesen Namen im Scherz erfunden.  Bonbon war ganz vernarrt in das grüne Auge der Eifersucht und ebenso vernarrt war er auch in Lülys grünes Handy, ihre grüne Handtasche und die grünen Zigaretten.  "Lüly hat ihren Stil." sagte Bonbon.  Diesen Stil übertrug Lüly auch auf ihre Umgebung, und er blieb sogar daran haften, selbst wenn sich Lüly dieser Umgebung entzogen hatte.  Ein Bürozimmer, das von Lüly verlassen worden war, schimmerte noch stundenlang grünlich von den Spuren, die Handy und Handtasche dort hinterlassen hatten.

Auf einem Wochenendausflug im Alishan passierte es:  Lüly hatte zu kleine Schuhe angezogen, ihre kleinen Füße waren niemals zuvor gewandert und das grüne Auge der Eifersucht trennte sich von der großen Zehe.  Sicher wäre es ganz schwarz gewesen, wenn es nicht bereits so grün gewesen wäre.  "Gib mir das grüne Auge der Eifersucht." sagte Bonbon.  Lüly liebte es, sich zu verteilen.  "Aber Du wirst Dich doch revanchieren?" sagte sie, und ihre spitzen Finger kniffen Bonbon in den Arm.  Da versprach es Bonbon.

Von diesem Tage an hing das grüne Auge der Eifersucht an der Wand von Bonbons Büro und starrte eifersüchtig auf Bonbon.  Lüly aber ließ sich einen neuen grünen Fußnagel wachsen.

Von diesem Tage an ließ sich Bonbon nicht mehr blicken.  Vielleicht vergnügte er sich ja mit dem grünen Auge der Eifersucht und brauchte keine Lüly ohne Fußnagel.  Per E-mail entschuldigte er sich mit einer bösen Blinddarmentzündung, aber Lüly glaubte kein Wort.

"Er läßt mich sitzen." dachte Lüly erbost.  Jedoch dann erschien er eines Tages in ihrem Büro mit einem Geschenk unter dem Arm.  Viel Seligkeit sprach aus seinen Augen.  Lüly konnte nicht einmal eine Szene machen, denn Bonbon stand da wie ein Heiligenbild.  Auch hatte er deutlich abgenommen.  "Ich habe mich revanchiert." sprach Bonbon.  "Aber nun ist die Reihe an Dir!"  Bonbon drückte einen feuchten Kuß auf die grünlichen Lippen von Lüly und verschwand.

 Lüly erschauerte und ihr Parfüm flatterte grünlich durch die Büroluft.  Die spitzen Finger zitterten ihr, als sie das Geschenk öffnete.  Und als sie es geöffnet hatte, schossen ihr die Tränen in die Augen.  In einem Einmachglas schwamm ein seltsamer Regenwurm in einer klaren Flüssigkeit.  Das war der Blinddarm von Bonbon.

"Wie konnte ich nur…" dachte Lüly gerührt.  Sie taufte den Blinddarm Harry und stellte ihn direkt neben ihren Computer.  Harry schien sich recht wohl zu fühlen im Lülyschen Büro.  Er nickte mit dem Kopf wie eine Brillenschlange, wenn Lüly mit ihrer Maus hantierte.

Lüly war ganz vernarrt in Harry.  Vielleicht war Harry ihr neuer Boyfriend?  Bonbon jedenfalls hörte lange Zeit nichts von Lüly.  Dann wurde es ihm zu bunt.  Bonbon rief das grüne Handy an und sprach mit Lüly.  Eigentlich jedoch sprach nur Bonbon.  Lüly erschien eigenartig wortkarg und sagte nur "hmm, hmm," und wiederum "hmm…"  "Ich sollte Dich Olympia nennen." sagte Bonbon.  "Hmm." sagte Lüly.  "Hat Dich Harry hypnotisiert?"  "Hmm." sagte Olympia.  Und Bonbon erschauerte.

Bereits eine halbe Stunde nach diesem Gespräch erschien eine Krankenschwester im Bonbonschen  Büro.  Es war jedoch keine Krankenschwester sondern Lüly persönlich.  Sie trug eine Chirurgenmaske und einen weißen Kittel.  Sie wirkte wie eine barmherzige Schwester.  Lange hielt sie die Bonbonsche Hand, und lange schaute sie voll Seligkeit in die Bonbonschen Augen.  Dabei sprach sie kein einziges Wort.  Wie konnte sie auch?  Sie trug ja eine Chirurgenmaske, und die hatte sie nicht abgesetzt.  Endlich nahm sie etwas aus ihrer Kitteltasche und legte es dem Bonbon sanft in die Hände.  Dann drückte sie ihm die Augen zu und verschwand.

Bonbon stand lange in seinem Büro mit ausgestreckten Händen.  Und er traute sich nicht, die Augen zu öffnen.  Als er sie endlich öffnete, mußte er schreien.  Auf seinen Händen lag die Zunge von Lüly.  Bonbon riß die Hände auseinander.  Die Zunge zuckte auf dem Marmorboden und rollte unter das Ledersofa.  Bonbon war hierauf nicht gefaßt gewesen.  "Ein Blinddarm ist ein Blinddarm." dachte er.  "Auch ohne ihn läßt es sich leben.  Aber eine Zunge…?"  War es denn die Zunge von Lüly?  Vielleicht hatte sie ja geblufft?

"Ein kleiner Surf im Internet wird mich die Sache vergessen lassen." dachte Bonbon.  Doch siehe da.  Er hatte ein E-mail von Lüly.  "Bonbon," schrieb Lüly, "Du wirst Dich doch revanchieren?"

"Nein, da werde ich mich nun nicht revanchieren…" murmelte Bonbon unbewußt.  Doch da begann es unter dem Sofa zu flüstern:  "Bonbon," flüsterte es mit Reptilstimme, "Bonbon, Bonbon, Bonbon.  Du wirst Dich revanchieren müssen!"  Und das grüne Auge der Eifersucht warf einen recht boshaften Schimmer auf Bonbon.

Lange Zeit hörte Lüly nichts von Bonbon.  Doch gestern erschien er überraschenderweise in ihrem Büro.  Er war einen Kopf kleiner als gewöhnlich.

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Fußnoten


Fußnoten 

Rolf-Peter Wille

Was sind dies doch für abscheuliche Zeiten! Man braucht nur die Zeitung aufzuschlagen, um bereits die entsetzlichsten Geschichten zu lesen. Doch lesen Sie selbst, was vor gar nicht so langer Zeit dem bedeutenden Musikgelehrten, Sascha Birnenstein, in New York widerfuhr. Am 14. 2. saß dieser, Sascha Birnenstein nämlich, beim Frühstück in seinem Upper Westside Apartment und hatte bereits eine bedeutende Anzahl von Bagels mit einer ebenso bedeutenden Portion Cream Cheese verdrückt, während er genüßlich in seinem jüngst erschienenen Monumentalwerke, Die Behandlung der Dissonanz in Palestrinas Missa Papae Marcelli, blätterte, als beide seiner Augen gleichzeitig auf eine Ungeheuerlichkeit stießen: Die Fußnote Nr. 45 auf Seite 2 war falsch versetzt. "Also", rief Birnenstein entrüstet, "shshitt!!" Hierbei spritzte sein Mund natürlich eine bedeutende Portion Cream Cheese mit Speichel vermischt auf die Seite 2 des Monumentalwerkes und wurde von Birnenstein mittels einer Papierserviette verrieben. Auch putzte er sich die Brille mit ebenderselben Serviette, wodurch die bedeutende Portion Cream Cheese letztendlich auf den Brillgläsern verschmiert ward; aber es half dies alles nichts - die Fußnote Nr. 45 auf Seite 2 blieb falsch versetzt.

Ein zweites Exemplar des Monumentalwerkes wurde mit zitternden Fingern vom Regal gezerrt. "Shit", murmelte Birnenstein und starrte offenen Mundes auf die Fußnote, wobei er sich gleich noch einen weiteren Bagel in denselben, den offenen Mund nämlich, schob. Der Appetit jedoch war vergangen. Das Hohngelächter seiner Kollegen erklang plastisch im inneren Ohr des Musikgelehrten; eine meckernde Passage unbehandelter Dissonanzen - den Palestrinaschen so unähnlich. 54 Jahre hatte Birnenstein in sein Monumentalwerk gesteckt. 7 Monate allein arbeitete er an der Fußnote Nr. 45 auf Seite 2 - und nun war sie falsch versetzt. Wenn wenigsten alle Fußnoten gleichermaßen falsch versetzt gewesen wären; man hätte noch von einem neuen Stil sprechen können. Aber nein - sämtliche Fußnoten waren artig versetzt und nur die Nr. 45 auf Seite 2 tanzte aus der Reihe und war ganz verrutscht. Was dachte sich die Fußnote hierbei eigentlich? Man mußte sie doch zur Ordnung bringen können. Die Birnensteinschen Augen blitzten boshaft durch die beschmierten Gläser. Er griff mit spitzen Fingern nach einem Fläschchen Tippex und strich die Fußnote Nr. 45 auf Seite 2 kurzerhand aus.

Nach dieser heldenhaften Tat stopfte sich der bedeutende Musikgelehrte Sascha Birnenstein noch drei weitere Bagel mit Cream Cheese in den Mund und schmatzte beifällig. Nun brauchte er nur noch in die Forschungsabteilung der Öffentlichen Musikbibliothek zu gehen und die Fußnote Nr. 45 auf Seite 2 im dortigen Exemplar seines Monumentalwerkes ebenfalls auszustreichen. Die übrigen Exemplare las ohnehin niemand.

Im Korridor der Forschungsabteilung stieß Birnenstein bereits mit dem Bibliothekar Feinberg zusammen. "Das ist ja genau, was ich jetzt brauche", dachte Birnenstein, der den alten hinkenden Bibliothekar immer gehaßt hatte. Noch dazu war Feinberg ein Fußnotenspezialist.

"Herzlichen Glückwunsch, Sascha!" rief der Fußnotenspezialist Feinberg schon von weitem. "Ihr Palestrina-Werk ist eine Wucht! Wir hoffen ja nur auf eine baldige revidierte und korrigierte Edition!"

Das war ja ein Wink mit dem Zaunpfahl. Birnenstein hätte den alten Schurken erwürgen können. "Ich muß forschen", stotterte er, "ich werde Sie sehen!" Damit eilte er in die Lesehalle, füllte ein Formular aus und verlangte nach seinem eigenen Monumentalwerk.
Sehr wohl war dem Musikgelehrten nicht in seiner Haut. Die Unterschlagung von Fußnoten war bestimmt gesetzeswidrig. Verstohlen schlich Birnenstein mit seinem Fläschchen Liquid Paper in der geschlossenen Faust, und dem Monumentalwerk unter dem Arm, in eine Ecke der Lesehalle.

Doch ein nur halb unterdrückter Schrei des Entsetzens entrang sich der musikgelehrten Brust - die Fußnoten in Birnensteins Monumentalwerk waren verschwunden. Nicht nur auf Seite 2; nein, alle 3000 Seiten des Monumentalwerkes starrten ihm in gähnend weißer Leere entgegen. Da das Birnensteinsche Werk ein äusserst gelehrtes war, hatte es fast nur Fußnoten und sozusagen keinen Text gegeben. Nur noch ein paar Kapitelüberschriften waren auf wenigen Seiten übriggeblieben. Der Musikgelehrte war einer Ohnmacht nahe.
"Ja haben Sie denn noch nichts gehört?" fragte der Fußnotenspezialist Feinberg, der Birnenstein offensichtlich nachgeschlichen war. "Es ist doch heute Morgen im Radio durchgegeben worden. Eine Horde flüchtiger Fußnoten ist ausgebrochen und konnte von der Polizei trotz aller Bemühungen noch nicht wieder eingefangen werden. Nun kommen Sie schon. Sie müssen sich entspannen. Manche Fußnoten haben eben recht flinke Füße. Entspannen Sie sich!"

"Lassen Sie mich!" Der Musikgelehrte Sascha Birnenstein machte sich nicht einmal mehr die Mühe, sein entvakuiertes Monumentalwerk wieder zuzuschlagen, und drängte sich mit rudernden Armbewegungen zum Ausgang.

Auf der Straße, im Freien, fühlte sich Birnenstein etwas wohler. "Ein Gang im Zentralpark wird mir gut tun", dachte er. Doch stieß er bald mit einer ungeheuren demonstrierenden Menge zusammen, die sich den Broadway hinunterwälzte. Mit Entsetzen erkannte Birnenstein seine Fußnoten. Wenn man alle Exemplare seines Monumentalwerkes zusammenzählte, konnte man schon mit ein paar Millonen Fußnoten rechnen. Erst jetzt dämmerte dem Musikgelehrten die gesamte Tragweite der Katastrophe.

Die wild gestikulierenden und bannerschwenkenden Fußnoten wirbelten nur so umher und schrieen in einem fort: "Freedom for footnotes!" Birnenstein konnte sich noch gerade in eine U-Bahn-Station retten. Er fuhr zur Central Station und verließ fluchtartig die Stadt. Die Fußnoten jedoch besetzten als Guerillakämpfer den Zentralpark. Bereits am Abend war in Amerika der Notstand ausgerufen. Die Regierung hatte ein Ausgehverbot verhängt und strahlensichere Anzüge unter der Bevölkerung verteilt.

Die Fußnoten beruhigten sich erst nach langen und zähen Verhandlungen wieder. Seit jenem denkwürdigen Vorfall gibt es Gerüchte, daß verschiedene Musikgelehrte ernsthaft erwogen haben sollen, ihren Fußnoten in Zukunft auch etwas Text hinzuzufügen.


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Zimmer mit Blick auf's Meer

Rolf-Peter Wille


Nichts deutete darauf hin, daß der 4. März ein besonderer Tag werden würde. In einer Kleinstadt wie der unsrigen gleichen die Tage einander wie ein Ei dem anderen; und zwar im März genau ebenso wie in den übrigen elf Monaten. Vergessen wir also die Tatsache, daß es der 4. März war, denn unsere Geschichte könnte ebenso gut anfangen: Nichts deutete darauf hin, daß der 3. März, oder sogar der 5 März, ein besonderer Tag werden würde.

Unsere Geschichte braucht eigentlich überhaupt gar nicht so anzufangen, und im übrigen habe ich mir dieses Datum auch nur so ausgedacht, da es nämlich überhaupt nichts mit unserer Geschichte zu tun hat.

Behaupten wir also, es war der 4. März. Ferner war es 10 vor 7 in Hongkong, 5 nach 3 in Sydney und halb 12 in Rom, wenn man den Uhren in der Lobby des Hotels Seeblick glauben wollte. Diese gingen jedoch immer falsch oder – präziser gesagt – überhaupt nicht; andererseits wiederum war Präzison kein besonderes Merkmal vom Hotel Seeblick. Das Hotelpersonal, welches sich genau unter diesen Uhren und hinter einer verfallenen Theke befand, dämmerte krokodilartig vor sich hin, die wenigen japanischen Touristen benahmen sich besonders japanisch, und das Summen und Rauschen der Klimaanlage schien noch die letzten Sonnenstrahlen, die sich aus Versehen durch die dunklen Glasscheiben gewagt hatten, verschlucken zu wollen.

Kurzum – es war ein Tag wie jeder andere auch in der Lobby des Hotels Seeblick, welches das beste und älteste Hotel unserer Stadt ist, bis plötzlich ein Herr im Smoking – man weiß nicht, von woher – in eben dieser Lobby auftauchte. Dieser Herr, der außer dem Smoking noch mit einem ‘Attaché Case’ bekleidet war, zeichnete sich durch das völlige Fehlen jeglicher äußeren Kennzeichen aus. Er sah also aus wie ein jeder Herr im Smoking und mit Aktentasche, nur daß er eben keine weiteren Kennzeichen hatte. Eben dieser Mann also weckte das Hotelpersonal vom Hotel Seeblick am 4. März und unter den Uhren mit der falschen Zeit von Hongkong, Sydney und Rom aus seinem krokodilartigen Dämmerschlaf und verlangte nach einem Zimmer mit Blick auf’s Meer. Er sagte auch, daß der Herr Minister, sein bester und ältester Freund, ihm ausdrücklich empfohlen habe, ein Zimmer mit Blick auf’s Meer zu nehmen, weshalb er denn auch auf überhaupt keinen Fall ein Zimmer ohne Blick auf’s Meer nehmen wolle, da es ihm der Minister nun einmal empfohlen habe, weshalb er es denn auch nehmen würde.

Nun weiß natürlich jedes Kind in unserer Stadt, daß unsere Stadt gut 100 Kilometer vom Meer entfernt liegt, und daß man das Meer deshalb auch von unserer Stadt aus gar nicht sehen kann. Und da sich das Hotel Seeblick nun einmal in unserer Stadt befindet, kann man das Meer von dort aus nun eben auch nicht sehen. Noch dazu ist das Hotel Seeblick überhaupt kein hohes Haus, so daß, wenn man das Meer von unserer Stadt aus sehen könnte, man es vielleicht von eben jenem Hotel Seeblick aus doch wieder nicht sehen könnte. Im übrigen ist die Luftverschmutzung bei uns so stark, daß man das Meer, wenn unsere Stadt daran läge, wahrscheinlich sogar von einem hohen Haus aus nicht sehen könnte; und – nebenbei bemerkt – selbst wenn man es sehen könnte, was wäre schon dabei.

Der Herr im Smoking schien auch alle diese Begründungen gut zu verstehen. Er sah auch gar nicht unvernünftig aus. Doch, da es ihm der Herr Minister nun einmal empfohlen habe – so meinte er – , bleibe ihm leider überhaupt nichts anderes übrig, als nun jenes Zimmer mit Blick auf’s Meer zu nehmen. Er entschuldige sich ferner für all’ die Unannehmlichkeiten, die aus seinem Wunsch entstehen könnten. Jedoch dürfe er auf gar keinen Fall ein Zimmer ohne Blick auf’s Meer nehmen. Der Herr Minister könne schließlich Nachforschungen anstellen lassen und erfahren, daß er im Hotel Seeblick ein Zimmer ohne Blick auf’s Meer genommen habe. Er versicherte ferner, daß ihn das Meer überhaupt nicht interessiere, und versprach auch, daß er es nicht weiter anschauen wolle. Das Zimmer mit dem Blick allerdings müsse er unbedingt haben. Weiterhin machte er allerlei Anspielungen auf großzügige Belohnungen, die er durch seine Gunst beim Herrn Minister leicht herausschlagen könne. Auch dankte er im voraus für alle Bemühungen.

Man wird sich leicht vorstellen können, daß das Management vom Hotel Seeblick am 4. März in einer ziemlich ausweglosen und gefährlichen Situation schwebte und sich nicht mehr in der Lage sah, seinen krokodilartigen Dämmerschlaf unter den Uhren von Hongkong, Sydney und Rom fortsetzen zu können. Geschickterweise schlug man dem Herrn im Smoking vor, es sich zunächst für eine kleine Weile in der Lobby bequem zu machen, da das besagte Zimmer noch nicht gemacht sei. Man wolle sich bemühen, alles zu seiner Zufriedenheit einzurichten, was jedoch einen Moment dauern würde. Der Herr im Smoking betonte auch, daß er es gar nicht eilig habe, und so war ein kleiner Aufschub gewonnen, den das Management des Hotels Seeblick zu einer eiligst einberufenen Generalkonferenz nutzte.

Es leuchtete durchaus ein, daß man weder eine Stadt noch ein Hotel in wenigen Augenblicken ans Meer rücken kann, besonders wenn sich dieses 100 Kilometer weit entfernt befindet. Andererseits konnte man auch das Meer nicht von der Stelle rücken, und es erhob sich somit die Frage, ob es möglich sei, den Blick auf eine nicht existierende oder zumindest nicht unmittelbar existierende Sache zu verschaffen. Wenn der Herr wenigstens ein Zimmer mit Blick auf die Berge verlangt hätte… Zwar gibt es auch keine Berge in der Nähe unserer Stadt, doch hätte man ja leicht einen kleinen Hügel aus Sand oder Abfällen, an denen es ja zum Glück in unserer Stadt nicht mangelt, vor dem Fenster des Gastzimmers aufhäufen können. Das Meer jedoch war schon eine ernsthaftere Angelegenheit, und obwohl sich sogar ein kleinerer Teich im Hinterhof des Hotels Seeblick befand, so hätte ein besonders kritischer Verstand doch den Einwurf erheben können, daß die Bezeichnung ‘Meer’ nicht darauf anwendbar sei.

Man hätte ja auch leicht etwa ein Bild oder ein Photo vom Meer ins Zimmer hängen können, doch erschien diese Möglichkeit etwas zu billig und hätte bestimmt den Zorn des Herrn im Smoking und vielleicht sogar den Ärger des Herrn Ministers persönlich heraufbeschworen. Nun hatte der Herr ja sogar ausdrücklich versichert, daß er das Meer gar nicht sehen wolle; man konnte also leicht das Fenster mit schweren Vorhängen verhängen. Im Nebenzimmer würde man die Dusche groß anstellen und das WC ständig laufen lassen, so daß der Eindruck der Meeresbrandung entstünde. Man bemerkte ferner, daß ein Blick auf eine Sache nicht unbedingt das wirkliche Wahrnehmen jener Sache beinhalten müsse. Das Sichtvermögen des Betrachters mochte ja zum Beispiel durch Dunkelheit oder Blindheit eingeschränkt sein, ohne daß man deshalb sagen müsse, es bestünde kein Blick. Man solle also ruhig ein Zimmer wählen, dessen Fenster in Richtung Meer zeigten. Es sei ja schließlich nicht die Schuld des Hotelmanagements, wenn dieses Meer nun aufgrund großer Entfernung oder Augenschwäche des Betrachters nicht wahrnehmbar wäre. Der Blick jedoch ließe sich nicht bestreiten. Es behauptet ja auch schließlich niemand, daß die Sonne nicht aufgegangen ist, nur weil sie sich zufällig hinter Wolken verbirgt – eine Tatsache, die viele Touristen auf dem ‘Alishan’ bestätigen können.

Überhaupt habe der Herr wahrscheinlich gar nicht nach einem Blick auf’s Meer verlangt sondern vielmehr nach einem bestimmten Zimmer, dem ‘Zimmer mit Blick auf’s Meer’. Man solle also ruhig ein Zimmer so nennen und den Namen in großen Lettern auf die Tür malen. Ein Name ist ja ohnehin nur ein Name, und ein ‘Zimmer mit Blick auf’s Meer’ bräuchte eigentlich überhaupt keinen Blick auf’s Meer zu haben, ohne deshalb kein ‘Zimmer mit Blick auf’s Meer’ zu sein. Schließlich wachse auch kein Bambus auf der ‘Bambusstraße’. Das Meer könne sich ja auch früher einmal in Blickweite dieses Zimmers befunden haben und sich nur im Laufe der Geschichte allmählich zurückgezogen haben. Wer weiß – vielleicht hatte dieser Ausdruck ‘Blick auf’s Meer’ irgendeine doppelte Bedeutung, war gar ein Künstlername, der sich auf einen Verwandten des Herrn Ministers bezog.

Man entschloß sich jedoch letztendlich zu einem Kompromiß und befahl einfach aus Vorsichtsgründen, sämtliche Vorschläge auszuführen. Man wählte also ein Zimmer, dessen Fenster in Richtug des Meeres lagen, nannte es ‘Zimmer mit Blick auf’s Meer’ und schrieb diesen Namen groß auf die Tür. Man schmiß ferner den unglücklichen Gast, der gerade dieses Zimmer bewohnte, heraus, ersetzte die Fensterscheiben durch ganz ungewöhnlich dunkles Glas und verhängte sie durch Vorhänge von sehr schwerem Stoff, die man so zusammennähte, daß man sie nicht aufziehen konnte. Dann schmiß man noch die Gäste von beiden Nachbarzimmern heraus und befahl zwei Bediensteten, dort ständig die WCs laufen zu lassen. Dieses Wassergeräusch verstärkte man noch durch Lautsprecher, welche man direkt an die Wände vom ‘Zimmer mit Blick auf’s Meer’ stellte. Man verstreute auch etwas Sand und getrockneten Seetang im Zimmer und hängte verschiedene Gemälde und Photos vom Meer an die Wände, so daß selbst dem ungläubigsten Menschen der Welt niemals hätte einfallen können, sich nicht in einem Zimmer mit Blick auf’s Meer zu befinden.

Doch wollte man den Herrn im Smoking überhaupt nicht vor Anbrechen der Dunkelheit in jenes Zimmer lassen und ihm noch dazu eine besondere Sonnenbrille verkaufen, mit der man das Meer noch nicht einmal hätte sehen können, wenn man sogar bereits darin geschwommen wäre.

Nach vollbrachter Tat begab man sich also stolz in die Lobby, doch war dort keine Spur mehr von einem Herrn im Smoking. Der Portier verkündete jedoch auf Befragen, daß sich besagter Herr vielmals entschuldigen ließe. Es sei dem Chauffeur aufgefallen, daß man aus Versehen in der falschen Stadt abgestiegen sei, weshalb besagter Herr bereits vor zwei Stunden abgereist sei.



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Das schwarze Gift (Noch ein Tässchen?)

Das schwarze Gift (Noch ein Tässchen?)

Rolf-Peter Wille

Kulturen - sowohl die Joghurtkulturen als auch die menschlichen - sind lebendige Wesen. Sie werden geboren, blühen, reifen und vermehren sich, und schließlich sterben sie. Ehrwürdige Gebräuche, die uns einst so lieb waren, verabscheuen wir plötzlich. Jahrhundertelang galt der Lotosfuß in China als das Symbol weiblicher Eleganz. Heute bleibt uns nur noch eine eitrige Erinnerung. Auch das Betelnusskauen, das Rauchen und die klassische Musik werden wohl in wenigen Jahren ausgestorben sein, und…, was bleibt uns dann eigentlich noch?

Richtig - der Kaffee! Zwar hat sich das schwarze Gift bereits eine ruhmvolle Vergangenheit gebraut, stets jedoch dampft es modern, frisch, immer anregend. Stets erfindet sich eine originelle Kaffeekultur in extravaganten Kaffeehäusern und nie leert sich die süße Mokkatasse ihrer fantastischen Möglichkeiten. Der Kalif zu Bagdad sitzt behaglich auf seinem Sofa; er raucht aus einer langen Pfeife von Rosenholz, trinkt hier und da ein wenig Kaffee, den ihm ein Sklave einschenkt, und streicht sich allemal vergnügt den Bart, wenn es ihm geschmeckt hat. Balzac - ohne Kaffee kann er nicht schreiben - schlürft finsterschwarzen Sud des nachts. Die Droge "weckt alle seine Lebensgeister, lässt seine Gedanken wie Bataillone aufmarschieren, schickt sein Gedächtnis in die vorderste Linie, ohne seinen Kaffee kann er nicht arbeiten und nicht leben". Arthur Rubinstein sitzt in einem Café am Panamakanal, raucht echte Havanna Zigarren, trinkt wunderbar starken Kaffee, und Stefan Zweig beobachtet von einem Pariser Bistro aus einen Straßendieb.

Charmant lädt uns das Café zum Verweilen ein, zu einer wienerischen Gemütlichkeit. Aber die giftigen Bohnen erlauben das nicht. Sie verführen den Geist in Fantasiewelten, in jene reizvolle Gemütsspannung aus der die Cafékultur ihre fiktive Energie trinkt. Gestern besuchte ich ein Katzencafé in Taipei. Wie bei dem kleinen Muck im Hause der Frau Ahavzi balgten sich die Viecher unartig auf dem Boden, sprangen auf Tische und Theke. Ich setzte mich in ein grausam zerkratztes Sofa, bestellte einen Macchiato und beobachtete einen Studenten am Nachbartisch, der Russisch lernte. Seine Zeitung hatte er auf einen fetten Kater gelegt und er flüsterte russisch in das Ohr des träumenden Tieres, sicherlich Michail Bulgakows teuflischer Kater Behemoth.

Lustig gar war es auf den Krokodilfarmen zu Pingtung im Süden Taiwans. Man reichte uns Caffè Latte, während wir Krokodile mit Fröschen angelten. Wenn die mächtigen Echsen mit ihren Schwänzen das Wasser aufpeitschten, dann spritzte der Schlamm wohl auch in den Kaffee, aber sofort, mit einem Bückling, servierte der Krokodilwirt ein frisches Schälchen Caffè Latte auf dem Silbertablett.

Den Höhepunkt der Exotik findet man jedoch in Zentraltaiwan, wo ja auch in den achtziger Jahren bereits der Boba Bubble Tea erfunden wurde. Es ist das bekannte Mückencafé am Ufer des Sonne-Mond-Sees. Der Espresso wird dort stets pechrabenschwarz serviert. Gemahlen ist er zur Hälfte aus original taiwanesischen Bohnen und zur anderen Hälfte aus kleinen schwarzen Mücken, die, in sehr feinmaschigen Netzen gefangen, sofort frisch geröstet werden. Im Nachgeschmack mag dieser Kaffee eine herb-bittere Note hinterlassen, und deswegen wird er oft mit sehr süßen Ananasküchlein aus Taichung serviert. Stühle gibt es nicht in diesem Café am See. Die Gäste dort vergnügen sich damit, eine Tarantella zu tanzen, und wer mehr als hundert Mückenstiche vorweisen kann, erhält eine Extratasse.

Nun fühle ich mich aber etwas schwindelig. Habe ich zuviel Kaffee getrunken?


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Eine günstige Massage

Eine günstige Massage

Rolf-Peter Wille

Nach Kambodscha fuhren sie in den Osterferien, Herr Dr. Füllich und seine Gattin. Nicht etwa um Angkor zu besichtigen, nicht um die gewaltigen Tempel Reliefs oder die steinernen Apsaras zu bestaunen, nicht etwa um auf dem Rücken eines Elefanten durch das gewaltige Tor von Angkor Tom zu schaukeln – nein, nach Kambodscha fuhren sie, weil die Massagen dort günstiger waren als z.B. in Bangkok.

Dr. Füllich? Sie werden lachen, denn mit diesem Namen habe ich doch bereits seine Figur verraten. Aber lassen Sie sich nicht täuschen! Dr. Füllich war ein sehniger Zwerg, ein Skelettchen, denn zu massierende Muskeln liessen sich an ihm schwerlich ertasten. Die Gattin hingegen, wenn man sie Füllich nannte, trug diese Bezeichnung zu Recht und die Hände der schmächtigen Masseuse begannen zu zittern, wenn sie sich ihren fülligen Fleischbergen näherten. Doch unbesorgt durften sie sein. Der Madame war ihr riesiger Körper unwichtig. Sie verlangte nur nach einer Gesichtsmassage, während den winzigen Gatten sein unterer Rücken plagte.

Stets erhielten sie eine Doppelsuite, denn so konnte sich das Ehepaar seiner zänkischen Plauderei noch während der Massage widmen. Frau Füllich pflegte zumeist ihre Sarkasmen, die Bemerkungen ihres Gatten jedoch bewiesen aussergewöhnlichen Scharfsinn und waren so originell, dass sich die Gattin bereits übergeben musste, bevor sie sie gehört hatte. Kaum hatte man das Gesäß des Herrn Doktors mit Rosenöl eingerieben, als er bereits die unsinnigste Frage stellte: "Wenn einem nun ein Bein fehlt, oder ein Arm," so begann er, "oder sonst irgendein Glied, bekommt man hier eigentlich Diskount?"

"Welches Glied," fragte Fräulein Thieu unterwürfig, "fehlt dem Herrn Doktor?"

"Ach puh!" rief Füllich verärgert. "Das war doch nur eine theoretische Frage!"

"Wenn dem Doktor ein theoretisches Glied fehlt, kann er einen theoretischen Diskount bekommen. Ich werde die Chefin fragen. Wir massieren auch theoretische Glieder."

"Meinem Mann fehlt theoretisch nichts, aber praktisch der Kopf!" knurrte Madame Füllich.

"Braucht der Doktor heute Kopfmassage?" fragte Fräulein Thieu, während sie seinen unteren Rücken massierte.

"Na, dem ist der Kopf doch schon lange wegmassiert...", murmelte die Gattin, doch dann musste sie schweigen, denn François – so nannte man ihn hier, obwohl er doch aus Kunming stammte und auf den Namen Jng Tchn Hsjng hörte – massierte sich mit rhythmischen Zuckungen um ihre fleischigen Lippen, wobei ein scharfes Aroma von Zitrus den Rosenduft verdrängte. "Noch ein letztes Wort, Fräu'n Thieu," entpresste Frau Füllich ihren verwackelten Lippen, "Sie massieren meinem Mann hier weder praktische noch theoretische Glieder, egal ob sie fehlen oder nicht. Es zwickt ihm nur im Rücken und im Gesäß!"

"Ja, sehr wohl, selbstverständlich..." hauchte Fräulein Thieu. Sie warf einen verstohlenen Blick auf Jng Tchn Hsjng, alias François, und rasch wechselten beide die Position. Fräulein Thieu rieb sich in das Gesicht der Frau Füllich, während sich die Françoischen Finger nun um die fehlende Gesäßmuskulatur ihres Gatten bemühten.

Es entfaltete sich ein angenehmer Weihrauchgeruch und leider nun gerät meine Geschichte hier bereits ins Stocken, denn Herr und Frau Füllich hatten sich nichts mehr zu sagen. Fräulein Thieu hingegen begann ein lebhaftes Gespräch mit François. Gern würde ich's Ihnen übersetzen. Doch ehrlich gesagt, verstand ich nicht viel. Die Klagen der beiden Masseure zielten wohl auf ihre geizige Chefin – weder Sie noch ich kennen sie eigentlich – und obwohl die Finger der beiden mit Eifer kneteten, schenkte ihr Sinn den Füllich Körpern nicht die geringste Aufmerksamkeit. 90 Minuten dauerte das Duett, welches Thieu und François sowohl lyrisch als auch dramatisch vortrugen. Ein Quartett war es eigentlich, denn das Ehepaar Füllich schnarchte bereits, als man die beiden sanft aufrichtete.

Doch ein doppeltes Stöhnen entwich den Lippen der Frau Füllich als sie auf den unteren Rücken ihres Gatten starrte. Ganz deutlich glaubte sie, ihr eigenes Gesicht wahrzunehmen, ja das linke Auge zwinkerte ihr sogar zu.

Wie aber hatte sich das Gesicht der Frau Füllich verändert?! Theoretisch nicht. Praktisch hatte es sich in zwei Hälften geteilt. Doch schweigen wir.


Englische Version



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Elise



(Geschichte einer karmischen Bagatelle)

von Rolf-Peter Wille




Was wird eigentlich aus unseren Wunderkindern? Plötzlich und über Nacht sprießen sie wie die Bambusschösslinge frisch und lecker aus dem Erdboden. Kurze Zeit später aber schmecken sie nicht mehr. Sie wachsen steil in die Höhe, werden holzig, und dann kann man sie nur noch beim Häuserbau oder in der Möbelindustrie verwerten. Dennoch – man hätte hoffen dürfen, dass ein musikalisches Genie wie Elise, welches die Boulevardpresse in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts fast wie eine Weltsensation feierte, heute als gestandene Pianistin das kulturelle Ansehen unserer Nation veredeln würde. Was nur ist aus ihr geworden? Wo ist sie geblieben?

Doch bevor ich das seltsame und eigentlich ganz unbekannte Schicksal Elisens enthüllen darf – an Ihrer Neugier zweifele ich nicht – ist es leider notwendig, Ihnen von einem Manne zu berichten, den das Schicksal mit einem sehr lächerlichen Tod beschenkte. Der alte Chang, so hieß er vor seinem Unfall, knallte gegen den Abfallwagen. Absichtsvoll war er nicht gerast und angeheitert, eigentlich, nur ein klein wenig. Dennoch wollte der grausige Koch unserer Gerüchteküche nicht zögern, Changs unsterbliches Vermächtnis in seine klebrige Sudelsuppe zu werfen. Ich jedoch werde mich kategorisch weigern, ihn einen "Müll-Kamikaze" zu nennen.

In seiner Jugend, und bevor er dem Suff verfiel, war er eigentlich kein unsensibler Kerl gewesen. Mit dem Schifferklavier konnte er sich in die Herzen seiner Kameraden klimpern und er besaß auch eine angenehm einschmeichelnde Singstimme, die man allerdings nur in sehr zwielichtigen Karaoke-Bars zu hören bekam. Die längste Zeit seines Lebens war Chang ein Zoowärter gewesen, bis er der Trunksucht erlag. Man feuerte ihn. Wir mögen diesem Mann aber trotzdem zuerkennen, dass er später den Alkoholismus durch strenge Meditationsübungen bekämpft, fast in den Griff bekommen und deswegen das Schicksal eines "Müll-Kamikazes" keineswegs verdient hatte.

Im Übrigen berührte ihn das nicht, sein stinkendes Schicksal; Geister, nebenbei bemerkt, sind geruchlos. Verzückt umschwebte Changs Astralleib das Müllauto, und er lauschte dem Müll-Liede. Wer von uns freut sich nicht, wenn er das endlose "Für Elise" hört, das aus den krächzenden Lautsprechern der hiesigen Müllwagen erschrillt? Gern springen wir dann mit unserm gesammelten Abfall auf die stinkende Straße und, dass wir dies zum Klange Beethovenscher Bagatellen tun dürfen, haben wir dem kultivierenden Einfluss unseres erleuchteten Müllministeriums zu verdanken. Wir müssen fragen, warum Chang die unüberhörbare "Elise" nicht vor seinem fatalen Unfall hörte, und die Antwort ist, dass er sie hörte und dass er sie nicht hörte, während er gedankenlos auf einem angefaulten Zahnstocher kaute. Oder kann es sein, dass ihn das ewige "mi-re, mi-re" einschläferte? "Mi-re, mi-re, mi-re, mi-re, mi-re, mi-re mi si re do..." – genau auf dem "do", und ohne ein abschließendes, ein linderndes "la", kollidierte der hypnotisierte Motorradfahrer frontal mit dem Müll. Von oben, aus der Luft, beobachtete des alten Changs Geist, wie die galanten Müllbeamten seine Leiche in den Wagen auf das Vergammelte warfen. Es berührte ihn gar nicht. Er empfand eine pikante Teilnahmslosigkeit, gerade so, als wäre es eine tote Ratte gewesen. Nach einiger Zeit jedoch verdarb ihn die Vertrautheit mit seinem neuartigen Zustand, das exquisite Hochgefühl verflachte, und es verflüchtigte sich sein Geist. Wie eine Fledermaus auf der Mottenjagd flatterte er mal hier-, mal dorthin, niemand lud ihn zum Trinken oder zum Mahjong Spiel ein, ein faul riechender Wind verwehte ihn über die Dörfer in den nahegelegenen Zoo und nach drei Tagen, als die Zeit der Wiedergeburt gekommen war, fühlte er sich fahrig verhuscht und verpflanzte seine müde Seele achtlos in den Körper eines neugeborenen Schimpansenbabys.

Wissenschaftler haben bestätigt, dass man in der simianischen Geschichte bis heute keine sensiblere Schimpansin als dieses Baby nachweisen kann. Sogar der neue Zoowärter, ein roher Kerl, musste zugeben, dass sich das Tier seltsam gesittet verhielt. Weder Äpfel stahl es noch Bananen sondern saß versunken in der Lotus-Position und einer Käfigecke und eine Aura der Erleuchtung umstrahlte die Scheitelchakra. Erregt zeigte sich die Äffin nur, wenn sie klassischer Musik lauschte, und einmal - ein Wunder! - als sie die Müllabfuhr aus der Ferne hörte, benetzten kleine Silbertränen ihre Wangen. Dr. Therese Wu, unsere Zoopräsidentin, zeigte besondere Anteilnahme an dem Schimpansengenie. Spontan adoptierte die kinderlose Dame das Mädchen, um ihm auf diese Weise eine dem geistigen Wachstum förderliche Umgebung zu schenken. Es durfte sich in Madame Wus eleganter japanischer Villa frei bewegen, und für gewöhnlich schlief es im Tatami-Zimmer.

Anfänglich zeigte sich kein nennenswerter Erfolg in der rhetorischen Geschicklichkeit. Dr. Wus eloquentes Englisch schien das Tier wohl zu verstehen, aber die Antworten beschränkten sich zunächst auf unterartikulierte Grunzlaute und auf die Körpersprache. Doch wenn die Müllabfuhr vorbei-elisierte, summte das begabte Mädchen die Melodie mit und sang die vollständige Bagatelle bald mit reiner Stimme und durchaus leidenschaftlich im Vortrag. Die verblüffte Zoologin ließ ihr Adoptivkind auf den Namen "Elise" taufen und kaufte sofort einen gebrauchten Yamaha Flügel, der zunächst auf den Dachboden gestellt wurde. Hier nun, vor diesem verstimmten Instrumente sollte Elise sich manche Stunde, ihrer selbst uneingedenk, in die Mysterien der Musik versenken, bis ihre Finger das Beethovensche Werk wiedergeben konnten. Stumme Verehrer stahlen sich auf den Dachboden und in ihre Gegenwart, um an dem Wunder teilzuhaben; doch verführen konnte der Dämon der Eitelkeit ihre Tugend nicht. Ein ausländischer Klavierprofessor wurde gar importiert; der aber musste nur zu bald seine Niederlage eingestehen: Elisens unheimliche Fingergeschmeidigkeit überflügelte seine eigenen Fertigkeiten. Doch auch die lyrischen Tiefen der Nocturnes erweckten ihr musikalisches Interesse, so dass man sie, wie de Pachmann, als distinguierten Schopängsen bezeichnen musste.

Sehr bald bereits wurde ein Soloabend in der National Concert Hall angesetzt. Mitglieder des Planungskomitees hatten zwar der Presse gegenüber skeptische Bedenken geäussert, trotz dieser jedoch wurde Elisens Gala Debüt mit großem Pompe propagiert, und bereits vor seinem Auftritt feierte die Zeitung das Wunderkind als Weltsensation. Der Abend wurde ein gewaltiger Erfolg, und die junge Debütantin gewann die verblüfften Herzen der Zuschauer mit einer akrobatischen Interpretation von "La Campanella", arrangiert für alle vier Hände von Simianowsky.

Es herrschte eine magische Stille als sich Elise anschickte, ihre zehnte Zugabe zu spielen. In euphorische Stimmung versetzt fühlte sie sich im Traume, und wie von selbst begannen die Finger, ihr Lieblingsstück zu intonieren: Beethovens Bagatelle in A Moll.

Noch heute dreht sich mir die Leber im Grabe herum, wenn ich mich an die Katastrophe erinnere. Ich saß in der 59. Reihe des Hochparketts. Genau vor der Reprise des Anfangsthemas, auf einem "do", riss der Film in Elisens Gedächtnis. Die Pianistin erlitt einen geistigen Kurzschluss und hockte, eine Versteinerung, bewegungslos vor dem Flügel in der eisigen Stille des Saales.

Minuten später erst wurde sie von einem sympathetischen Bühnenhelfer hinausgetragen.

Nach diesem traumatischen Ereignis hat Elise das Klavierspiel aufgegeben. Sie entwickelte sich zu einem verschlossenen Schimpansenweibchen, einem ziemlich mürrischen Individuum, und - es tut mir leid, Ihnen das tragische Ende mitteilen zu müssen – man transferierte sie in den Kaohsiung Zoo auf den Monkey Mountain.

Mombasa

Mombasa

Rolf-Peter Wille

Nervös war ich nie, wenn ich die vornehme Villa Maestro Manszos betrat. Allerlei Räuberpistolen hatte ich im Kopfe doch meine Bach Invention nicht in den Fingern. Aber das spielte natürlich keine Rolle. Der Maestro, ein etwas exzentrischer Pianist, umarmte mich stürmisch, führte mich über die knarrende Holztreppe in den Konzert Salon und, nicht etwa - wie man es doch von einem Klavierlehrer hätte erwarten sollen - zu seinem Bechstein Flügel, sondern zu der seidenen Weltkarte, die eine fantastische Wand seines Salons bedeckte. Hier standen wir, der Maestro und ich.

Hier standen wir lange, medi- und diskutierend. Stets fasst die Geographie meine Einbildungskraft mit magischen Krallen. Stundenlang im Bette vor dem Einschlafen versenkt mich der Atlas in Grübeleien, die sich noch in meine Träume verspinnen. Ich betrachte, wie der mächtige Stiefel, Italien, mit dem kleinen Sizilien Fussball spielt, wie der Schädel Afrikas auf Australien starrt und oben springt Skandinavien als Tiger über Europa. Selbstverständlich habe ich all diese Länder bereist, habe die merkwürdigsten Wesen getroffen, die seltsamsten Abenteuer bestanden.

Das Seltsame jedoch an der seidenen Welt des berühmten Pianisten Manszo waren die winzigen Fähnchen, die er überall gehisst hatte, in Bangkok, Paris, Sydney, und…, weiss der Teufel. All die Wimpel waren durch feine Fäden mit dem Zentrum Nürnberg, der Heimatstadt Manszos, verbunden. Wie das Netz einer riesigen Vogelspinne klebte die Welt an der Wand oder doch eher wie das Netz von Singapore Airlines. Um das Weltreich, das der Maestro mit der Kraft seiner zehn Fingerchen erobert, hätte ihn gewiss Alexander der Grosse beneidet. Blaue Fähnchen waren Klavierkonzerte, rote hingegen Klavierabende, die der Maestro in bestimmten Metropolen gegeben hatte.

"Ja, hier in Mombasa - das wirst Du mir nicht glauben - stellten sie mir einen historischen Broadwood auf die Bühne. Das war…, Mensch, das war der Broadwood von Beethoven! Wie der nach Mombasa gekommen ist, das mag der Teufel wissen. Das Publikum, ja, alle 3000 Mann, fingen an zu tanzen, als ich Scarbo spielte. Aber das hat mich kein bißchen gestört. Mensch, wie ich den Scarbo runtergefetzt habe! In zwei Minuten! Viermal musste ich ihn wiederholen, und dann sagte mir der Präsident - er saß gleich in der ersten Reihe, in Spuckweite - sagte mir, daß er Scarbo zur Nationalhymne erklären wolle."

Ich war natürlich ein einfältiger Knabe, und ich verzehrte die Leckerbissen, die mir der verehrte Maestro da auftischte Nein, meine eigene Fantasie mag wohl das Seemannsgarn noch weiter versponnen haben. In meinen Träumen trat ich selbst als Pianist in Island auf. Eiszapfen saßen im Publikum und wenn ich so recht rührselig spielte, schmolz ihnen manche Träne aus den gefrorenen Gesichtern.

Eines Abends, es mag im Herbst 19.. gewesen sein, betrat ich den Manszoischen Salon - doch senza Manszo. Wie immer stellte ich mich vor die seidene Welt. Doch eine rechte Welt war es nicht. Eigentlich konnte man kaum erkennen, was sich hier nun verändert hatte. Gigantisch, in der Tat, war das Manszoische Weltreich. Aber irgendeine Provinz schien zu fehlen. Jemand hatte die rechte untere Ecke weggeschnitten. Ich schritt zum Bechstein und als meine Finger das kalte Elfenbein berührten, spürte ich die Hand der Madame Manszo auf meinem Rücken. "Der Maestro ist krank heute…" flüsterte sie in mein Ohr.

"Wo ist Neuseeland?" fragte ich.

"Pshht!" schrie Madame. "Sprich bloß nicht über Neuseeland mit meinem Mann! Der Maestro gab einen Abend in Christchurch."

"Oh! Christchurch! Da ist es doch sicher Frühling jetzt. Es liegt auf der Südhalbkugel."

"Ja, Frühling…, das mag sein, aber die Kritik sagte, daß Maestro Manszos Chopin den Winter nach Christchurch gebracht habe…"

Nun. Ich war ein dummer Junge. So eine Kritik, fand ich, war sicher ganz lustig. Hatte nicht Schubert die Winterreise geschrieben? Neuseeland jedoch war nicht länger Teil der Welt. Weggeschnitten war es.

Es mögen drei Monate gewesen sein. Ich ging wieder zum Maestro und Kanada fehlte. "Was ist passiert" fragte ich.

"Pshhht!!!" schrie Madame Manszo. Wenn der Maestro das Wort Kanada hört, wird er einen Herzinfarkt erleiden. Jemand in Toronto hat gehustet während der Appassionata und er hatte einen Aussteiger."

"Einen Aussteiger?"

"Na ja. Keinen gewöhnlichen Aussteiger. Er stieg wieder ein, doch - versehentlich - in die Mondscheinsonate."

"Und was sagte die Kritik?"

"Hab ich gar nicht gelesen," weinte die Madame, aber die Überschrift war "Lunatic Passion" mit Fragezeichen.

Ich war ein dummer Junge. "Passion eines Mondsüchtigen" klang sehr romatisch. War nicht Schumann selbst in den Rhein gesprungen?

Nach weiteren drei Monaten jedoch war das Manszoische Weltreich, genau wie seiner Zeit das Byzantinische, verschwunden. Ein Fleck noch klebte an der nackten Wand. Aber das war nicht Byzanz und auch nicht Nürnberg. "Wo ist Maestro Manszo?" fragte ich.

"Mom…", schluchzte Madame.

"…basa?"


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Atavismus



von Rolf-Peter Wille



Lieber Wolfgang,

[Sonntag:]

ich soll Dir also erzählen von unserem Leben auf dieser merkwürdigen Insel. Irgendetwas, offensichtlich, stimmt hier nicht. Liegt es am verrückten Wetter, an El Niño? Wie von einer bevorstehenden Naturkatastrophe, einem Erdbeben etwa, künden seltsame Phänomene, die wir bei Menschen und Tieren beobachten, aber im Jahr des Hundes soll man sich darüber wohl nicht wundern. Bei unserem Einkauf für das chinesische Neujahrsfest spürte ich in den dampfenden Garküchen und im Gedränge der Schaulustigen vor den Erdnussständen der traditionellen Dihua Strasse eine fast ärgerliche Energie, als die Händler ihre Ware zum Takt von Rap-Rhythmen anpriesen. Meine Sophia, sie handelt gern, kaufte fünf Sack Erdnüsse. Ja, das ist die City.

[Dienstag:]

Wir sind zunächst aufs Land gezogen, Wolfgang. Hier glaubten wir, unsere Ruhe zu finden. Falsch! Du kannst Dir kaum die kakophonen Konzerte vorstellen, die wir in den langen Morgenstunden hören, wenn wir uns im Bett verstecken, furchtsam, wie gelähmt. Zunächst ist da das mächtige akustische Netzwerk der Hunde, das mich an die 101 Dalmatiner erinnert. Manchmal klingt das leise Bellen wie durch den Äther von den fernen Dörfern und Bergen herüber; dann wieder scheint ein gräulicher Kläffer unserem eigenen Schlafzimmer zu entstammen. Es ist eine gigantische Plauderecke. Aber plaudern? Nein, das tun sie nicht. Sie jaulen, winseln, grunzen, niesen, husten...; und jetzt haben sie auch noch ein altes Laster wiederentdeckt: das Heulen. Welch ein bizarrer Atavismus! Dies herzzerreissende, dies endlose Geheul! Erinnern sich die Viecher an ihre wölfischen Vorfahren? Bedauern sie ihre Metamorphose? Trauern sie um ihre verlorene Freiheit, ihr Sklaventum unter dem Joch des grausamen Menschen?

Aber das hündische ist keineswegs das einzige akustische Netzwerk. Die Familie der Vögel benimmt sich mindestens ebenso unkultiviert. Wer sagt eigentlich, dass Vögel singen? Nicht hier! Sie kabbeln sich und zanken wie die Marktweiber von Limoges, die Mussorgsky in seinen Bildern einer Ausstellung verewigt hat. Manchmal gibt’s auch einen lamentierenden Solisten und der beginnt dann eine endlose elegische Predigt, einen traurigen Monolog, stetig dieselben Ermahnungen wiederholend, eine rechte Vogelmantra. Hierzu kommen die Geräusche der menschlichen Spezies, das Popp-popp-popp der Basketball-Krieger vom Sportplatz, ihre scharfen Befehle, ihre triumphierenden Schreie..., kommen die Geräusche von den Baustellen, auch die Garagentüren, die stolz ihr Öffnen verkünden, die erwachenden Motoren, weinenden Autos und Babies...; unsere Müdigkeit beim Aufstehen wirst Du Dir gut vorstellen können.

[Freitag:]

Gestern morgen entschieden wir uns zu einer Wanderung. Eine heilige Stätte wollten wir aufsuchen, um unsere gereizte Laune zu bekämpfen. Der Weg führt hinab durch den Dschungel, über einen wilden Gebirgsbach und endlich wieder nach oben zur Golden Soul Pagode. In der Nähe des Flussufers trafen wir den alten General. Er hockte neben einem winzigen Erdgottschrein, rauchte eine Zigarette und las die letzte Ausgabe des Taipei Boten.
"Schau", sagte ich zu Sophia, "er liest den Boten."
"Dummkopf!" erwiderte sie. "Hast Du keine Augen in Deiner Rübe? Kannst Du nicht sehen, dass er Le Chien liest?"
"Dreck! Es ist der Bote!" argumentierte ich und verlieh meiner Aussage mit einem Schlag des Schirmes die notwendige Beweiskraft. Nachdem unser Dialog also friedlich beendet war, erreichten wir die Pagode. Wie lieblich ist die Aussicht über das Tal hin auf die fernen Berge! Aber nicht gestern. Es regnete, wie man im Englischen sagt, Katzen und Hunde, und die Räucherstäbchen vor dem Buddha vermischten ihren süßlichen Rauchgeruch mit den feuchten Ausdünstungen der Erde.

Als wir den Tempelbezirk verließen, wurde mein Ohr von einem höllischen Geknurr verletzt. Da, plötzlich, begann ein zweites Tier, wild zu bellen.
"Was ist los?" fragte ich Sophia, aber, als ich mich umdrehte, war sie verschwunden.
"Sophia!" rief ich. "Wo bist Du?"
Ein Kläffer war alles, was ich vernahm. Dann sah ich sie an der Ecke der Straße. Sie hatte sich verändert. Sie schien einen Buckel zu haben, wie jemand, der an Osteoporose leidet, und mit weit vorgestrecktem Nacken bellte sie den Hund an.
"Hör auf damit, Sophia! Das Mittagessen wartet zuhause!"
"Wuff!"
"Kommst Du, oder nicht?!"
"Wuff!"

Ich hatte keine Wahl. Alleine wanderte ich heim und trank meine süße Kartoffelsuppe mit Ingwer. Sophia würde sicher bald kommen. Als sie um 1Uhr noch nicht zu Hause war, nahm ich einen Napf heißer Kartoffelsuppe und wanderte zurück, durch den Dschungel, zur Pagode. Ich fluchte heftig als ich über die Wurzeln durch das Dickicht stolperte mit der heißen Suppe in der linken und meinem Schirm in der rechten Hand, aber den Schirm würde ich sicher noch benötigen, um die Köter fortzujagen. In der Nähe des Flussufers sah ich den alten General wieder auf seiner Zeitung hockend. Er war viel älter geworden, rauchte eine Zigarette und seine Haut schaute wie die von Lederstrumpf aus. Zuerst hielt ich ihn für einen Baumstumpf.
"Geh’ vorsichtig." sagte er. "Der Weg ist glatt heute."
"Danke." sagte ich.
"Und..., guten Appetit."
"Danke." sagte ich.

Ich hörte das Bellen bereits von ferne. Es waren sicherlich nicht nur zwei Tiere. Sophia schien glücklich adoptiert von einer grossen Meute gieriger Biester, die unter wütendem Gekläff meiner Suppe nachjagten.

Ich hatte keine Wahl. Ich sank auf die Pfoten nieder und teilte mein Mahl mit der ganzen Familie.





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